Donnerstag, 15. August 2013

Professionelle Neugier

Es war der 16. November 2010 in der Großen Elbstraße 131. Ich saß auf dem Coachingabend von Robert Jansen. Ich hatte ihn einen Monat zuvor kennen gelernt. Er von seiner Arbeit erzählt. Ich weiß nicht mehr seine genauen Worte. Aber es ging um Coaching und darum, dass Menschen herausfinden, was sie wirklich wollten und wie sie daraus ein Geschäft aufbauen konnten. Er erzählte, dass er ab und zu Coachingabende machte, bei denen die Leute einen Einblick in seine Arbeit bekämen. Er fragte, ob ich jemanden wüsste, für den das interessant sein könnte. Ich überlegte kurz. Ich hatte mich damals gerade als Massage- und Wellnesstherapeutin selbstständig gemacht. Nach langem Hin und Her in meiner Berufswelt war ich der Meinung nun endlich gefunden zu haben, wonach ich die ganze Zeit gesucht hatte. Das dachte ich. Ich bezog das Angebot also weniger auf mich, als vielmehr auf eine Bekannte, die mir in den Sinn kam, die sich gerade selber als Coach auf eigene Füße stellte.
Tja, aber wer nachher im Stuhl saß, war ich.

Es gab eine kurze Einführung dazu, wie Menschen ticken, welche allgemeinen Muster in den Leben der Menschen ablaufen, welche Parallelen es gibt, was unser Denken, Tun und damit unser Leben prägt. Kernstück des Abends waren die Interviews. Sie sind der Inbegriff professioneller Neugier. Es geht darum mit Fragen das Herz zu öffnen, um so die wahren Wünsche der Menschen ans Licht zu holen.

Ich habe an diesem Abend ein Interview bekommen und kann die Wirkung bis heute nicht in Worte fassen. E spassierte gar nichts Großartiges. Robert stellte Fragen. Offene Fragen. Was wünscht du dir? Was würdest du machen, wenn du 10 Millionen hättest? Wie würdest du dir deinen Leben malen, wenn es eine weiße Leinwand wäre? Und ich kramte in meinem Herzen nach meinen Sehnsüchten.

Stück für Stück bildete sich ein Puzzle auf dem Flipchart ab, mit den unterschiedlichsten Dingen, die mir Spaß machten. Da standen Kühe neben Budapest und Gummistiefel neben der Türkei und dazwischen Massagen und Geld verdienen. Es machte erstmal überhaupt keinen Sinn. Mein Kopf versuchte all die Dinge unter einen Hut zu bekommen. Das Schöne an dem Abend war, dass ich ein alltvertrautes und doch neues Wort lernte. Ich lernte, dass es im Leben um das „UND“ geht. Es geht nicht darum sich zwischen dem „entweder/oder“ zu entscheiden, sondern alles nebeneinander Bestand hat. Vor mir ging eine Welt von Möglichkeiten auf.

Mit jeder neuen Frage und jedem neuen in mich hineinhorchen, was ich denn wirklich wollte, wurde ich lebendiger. Ich fing an zu glühen. Ich war begeistert davon, dass ich nichts entscheiden musste. Kein, das geht, das geht nicht, das macht man, das nicht. Es war alles möglich! Ich liebte diesen Moment. Ich konnte mit Unterstützung von außen, so richtig in meiner Wunschkiste kramen. Ich bekam Feedback, ob meine Augen bei einem Wunsch leuchteten oder nicht, ob der Wunsch also aus dem Herzen kam oder aus dem Kopf. Ich bekam die ungeteilte Aufmerksamkeit von 10 Personen. Das war pure Anerkennung. Sie waren neugierig darauf, was es in mir gab, das leben wollte. Ihr hören entlockte mir meine Wünsche. Ihre Aufmerksamkeit nährte mich. Mein Herz war übervoll. Ich fühlte mich so satt nach diesem Abend. Ich war mit mir selber in Berührung gekommen. Ich hatte das Gefühl, ich könnte fliegen. Ich war so dankbar und konnte nicht glauben, dass ich nur 10 € zahlen sollte.

Ich hatte einfach einen unbezahlbaren Wert bekommen. Aufmerksamkeit und ehrliches Interesse.

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